Aus dem Urteil des Militärgerichtshofes III der Vereinigten Staaten von Amerika gegen Alfried Krupp von Bohlen und Halbach und 11 Mitangeklagte, Nürnberg, 31.07.1948:
„Im Juni 1944 waren ungefähr 100 Ostarbeiter in einem Krupplager namens Voerde untergebracht… Mütter wurden von ihren Kindern getrennt. Im Lager Voerde wurden die Kleinkinder der Ostarbeiterinnen untergebracht. Zeugen der Verteidigung haben uns lebendige Schilderungen von den mitleiderregenden Zustand dieser unschuldigen Opfer dieses Sklavenarbeiterprogramms gegeben. Eine große Anzahl dieser Kleinkinder starb an Unterernährung. Bis zum Januar 1945 waren 132 Kleinkinder im Lager Voerde aufgenommen worden. Von diesen 132 Kleinkindern starben 99, 88 davon zwischen August 1944 und März 1945.“
Seit dem 05.09.1987 gibt es das Mahnmal für die an dieser Stelle des ehemaligen Zwangsarbeiterlagers gestorbenen Kinder. Nach jahrelangen Auseinandersetzungen zwischen Friedensgruppe und der Stadt Voerde stellte die Stadt den Platz zur Verfügung.
Zum Hintergrund:
Wegen des zweiten Weltkrieges fehlten Arbeitskräfte. Deshalb wurden in den „eroberten“ west- und osteuropäischen Ländern Fremd- und / oder Zwangsarbeiter in bisher nicht gekanntem Ausmaß „rekrutiert“, d. h. mit falschen Versprechungen angeworben, zwangsverpflichtet und zwangsweise in andere Regionen verschleppt. Kriegsgefangene und Insassen von Konzentrationslagern wurden zu Zwangsarbeitern. Beschäftigt wurden diese Menschen in der Rüstungsindustrie, in der Landwirtschaft und im Bergbau. Vor allen den sogenannten „Ostarbeiter“ aus Polen, der Tschechoslowakei, der UDSSR und der Ukraine mutete man harte Arbeit bei minimaler Entlohnung und Ernährung zu. Untergebracht wurden sie in geschlossenen Lagern hinter Stacheldraht.
Die Firma Krupp beschäftigte innerhalb von fünf Kriegsjahren über 78.000 Zwangsarbeiter allein auf reichsdeutschem Gebiet. Nachdem die Alliierten ihre Luftangriffe auf die Essener Rüstungsschmiede und ihre Arbeiter seit dem Sommer 1942 verschärften, suchte man nach geeigneten Außenlagern. Um die Arbeitskräfte außerhalb des direkt bombengefährdeten Gebiets unterzubringen, die Produktion des Rüstungsbetriebes aber weiter zu betreiben, wurden Lager in Orten errichtet, von denen aus die Kruppwerke in Essen innerhalb von 30 Minuten mit der Bahn zu erreichen waren, u. a. Kichhellen, Dinslaken und Voerde.
In Voerde übernahm die Firma Krupp 1943 das Gelände nahe der heutigen Barbarastraße, auf dem es bereits Baracken gab, die nach 1933 von der Organisation Todt (OT) beim Straßenbau benutz worden waren und die jetzt leer standen. Das Lagergelände wurde begrenzt durch die Bahnhofstraße, Hindenburgstraße und die heutigen Straße Am Kindergarten und Taubenstraße. Dazu kamen im Westen die Baracken zwischen der heutigen Barbarastraße und der Bahnhofstraße. Am 22.05.1944 wurde das Lager erstmals mit einer Belegschaftsstärke von 944 Menschen in Betrieb genommen. Es bestand gut neun Monate lang, bis zum 02.03.1945. Hauptsächlich „wohnten“ dort „Ostarbeiter“ aus der Ukraine und Polen.Im Durchschnitt waren es immer über 1.100 Menschen. Der Höchststand von 1.654 wurde Ende Oktober 1944 erreicht.Darunter waren auch rund 200 Frauen aus der Ukraine, die in der Landwirtschaft, in der Lagerküche, in anderen Lagereinrichtungen und als Pflegepersonal der so genannten „Kinderstation“ im Lager Voerde-West eingesetzt wurden.
Zur Symbolik des Mahnmals:
- Betonsockel: Abgrenzung, Intoleranz, verhärtete einseitige Denkstrukturen
- Rostende Eisenstäbe: Zwangsarbeit, Unfreiheit, Gefühl des Eingesperrtseins, Lagersituation
- Kuppel: ihr vergoldeter Anstrich steht dafür, dass die Firma Krupp durch den Einsatz der Zwangsarbeiterinnen in der Rüstungsproduktion erhebliche Geschäftsgewinne erzielte, sich sozusagen „eine goldene Nase“ verdiente.
Diese Hinweise zur Symbolik sind Anregungen