Bei Hochwasser lag die Arbeit auf den Bauernhöfen weitgehend darnieder.
Haus, Hof und Stall waren durch die Warften vor dem Hochwasser geschützt. Die Kühe konnten im Stall gemolken werden und die Milch wurde mit Nachen (Kahn) zu höher gelegenen Sammelpunkten der Molkereien geliefert.
Diese Nachen nutzten Löhnener Landwirte auch dazu, gemeinsame Ausflüge zu unternehmen. Beliebtes Ziel war die Gaststätte Hellmich/Pliester an der Frankfurter Straße Nr. 379 in Voerde. Durch den erhöhten Eingang des Gasthauses konnten sie mit dem Nachen bis an die Türe fahren und dort trockenen Fußes aussteigen; das Boot wurde vertäut. Nach dem Genuss von einigen Bieren und dazu gehörigen „Kurzen“ (Weizenkorn) und deutlich angeheitert, stieg die Gruppe der Löhnener Bauern wieder in den Nachen ein.
Mit einem (sehr) kräftigen Schubs stießen sie sich von ihrem „Bootsliegeplatz“ ab. Das kräftige Abstoßen beschleunigte den Nachen so stark, dass er versehentlich in das Schaufenster der gegenüberliegenden Metzgerei fuhr und die Scheibe zerbrach. Nachdem die erste Aufregung verflogen war, sagte der Landwirt „Hover Jann“: „Das ist kein Problem, wir sind bei der Provinzial versichert und meine Frau „Hover Mill“
wird den Schaden der Versicherung melden und die werden den angerichteten Sachschaden schon bezahlen.“
Nach einigen Wochen erhielt die Familie Hover allerdings ein ernüchterndes Schreiben der Provinzial Versicherung mit folgenden Inhalt:
„Der Landwirt ist beinahe gegen alles versichert, doch Schiffshavarien gehören leider nicht dazu.“
So wurde der Ausflug der Löhnener Bauern zu einem teuren Vergnügen.

Eckhard Löll