Das alte katholische Pfarrhaus an der Elisabethstraße hat eine bewegte Geschichte. Seit 1914 diente es bis 1968 als Pfarrhaus, bis das neue Pfarrhaus neben der Kirche errichtet wurde. Von 1968 bis 1996, als das neue Seniorenheim gegenüber fertiggestellt und das alte Hospital abgebrochen wurde, gab es 15 Senioren des Altenheimes ein zuhause. Als diese in das neue Heim umzogen, wurde es zu einem zweigruppigen Kindergarten umgebaut und diente 15 Jahre lang diesem Zweck. Heute ist das über hundert Jahre alte Haus in Privatbesitz.
Eigentlich war das „Alte Pastorat“ bei seiner Erbauung das „Neue Pastorat“, denn rechts von ihm, wo heute ein Mietshaus steht, das als Personalwohnheim in den 1970er Jahren erbaut wurde, stand bis dahin das „Josefshaus“, das als Personalwohnhaus und Isolierstation diente. Dieses war das eigentlich „Alte katholische Pfarrhaus“, das über Jahrhunderte hier seinen Platz hatte.
Bemerkenswert ist die Lage des katholischen Pfarrhauses ca. 200 Meter von der Kirche entfernt, da sich Pfarrhäuser meist in unmittelbarer Nähe des Gotteshauses finden. Vermutlich ist diese besondere Lage ein Hinweis auf das hohe Alter der Kirchengründung in Spellen.
Wir dürfen davon ausgehen, dass die erste Dorfkirche in Spellen die sogenannte „Eigenkirche“ eines fränkischen Adeligen war. Der Priester war zur Zeit Karls des Großen quasi ein Angestellter des Grundherren. Unter seinem Sohn Ludwig dem Frommen (778 bis 840) änderte sich das. Ludwig sorgte dafür, dass die Priester unabhängiger von dem Eigner der Kirche wurden. Er ordnete an, dass die Priester eine „Hufe“ Land vom Grundherren zu ihrem Unterhalt bekommen sollten. Eine „Hufe“ war das Land, von dem eine Familie leben konnte, wenn sie es fleißig beackerte. Hier war also auch Platz für die Wohnung des Priesters, also das Pfarrhaus.
Wenn man weiß, dass die „Elisabeth-Straße“, an der heute das alte Pastorat liegt, erst durch den Bau des Hospitals ihren Namen bekam und eigentlich der Beginn der heutigen „Hufstraße“ ist, kann man annehmen, dass letztere ihren Namen von der „Kirchhufe“, also dem ersten Landbesitz für den Unterhalt eines Pfarrers, erhielt.